Der immerwährende Tag
Als endlich das Gefäß leer war, welches das Leben der natürlichen Motive beherbergt hatte, und der Stillstand des Denkens erreicht war, den man Entwerden nennt, öffnete sich geräuschlos und unerwartet die undurchdringliche Nacht des Todes und der stummen Verneinung, und durch einen Spalt von wenigen Zentimetern wurde das Licht des immerwährenden Tages sichtbar, [...]
Zutiefst fand ich, was zuhöchst ist
"Schau nur", sagte er zu ihr. "Das Loch in der Erde war doch vorhin noch nicht da! Ich wusste gar nicht, dass die Erdkruste so dünn ist. Außerdem habe ich gehört, dass das Erdinnere aus glühender Lava bestehen soll. Hier aber ist unter dem papierdünnen Acker nur unendlicher, leerer Raum. [...]
Die Artistenfamilie in der Wüste
Es träumen die Künstler vom Seile am Himmel, Artisten des Geistes wollen sie sein; doch wehe, sie stürzen, verlacht ob des Wahnsinns und Mutes, den sie bewiesen, und auch ihrer Einsicht, die keiner zu teilen am Boden bereit.
So wissen sie dennoch, auch wenn sie fallen, ums Wahre und Hohe, das sie gefunden im kühnsten der Akte, zu dem fähig der Mensch: sein Leben zu wagen für eine Idee. [...]
Das große Opfer
"Man muss durch die Hölle, wenn man den Reproduktionszwang bewusst überwinden will, da seine Notwendigkeit durch keine andere Materialisierungstechnik ersetzt ist", sagte die Dame mit dem Hermelin lächelnd, nachdem ihr das unmögliche Vorhaben geglückt war und sie ihre bewusste Existenz erlangt hatte, [...]
Der Diskuswerfer
Man hatte ihm gesagt, er solle die Augen schließen, dann würde er schon in die Tiefe des Wesens gelangen. Nur nicht einschlafen solle er, hatte man ihm geraten.
Das wäre die größte Gefahr beim Einstieg in das innere Dasein. Bliebe er wach, ohne zu denken, nur lange genug, dann träten sie hervor hinter dem schwarzen Vorhang, die unermesslichen geistigen Königreiche. [...]
Der zweite Versuch
"Da das Christentum nun endgültig als überaltert angesehen werden kann, ist es an der Zeit, eine neue geistige Ausrichtung zu artikulieren, wie es die neueste philosophische Entwicklung in den Vereinigten Staaten fordert, um dem denkenden Menschen ein neues Motiv und einen neuen Inhalt durch eine fundierte LETZTBEGRÜNDUNG seines und des Daseins der Welt zu geben, [...]"
Heißrechnen
"Schau nur, Cherub! Die Noten verwandeln sich in Zahlen. Himmlische Gesänge werden zur geometrischen Reihe. Alle Töne verdoppeln sich.
Aus 1 wird 2, aus 2 wird 4, aus 4 wird 8.
Oh Gott, oh Gott! Das wird meine an freie Harmonien gewöhnte Stimme nicht mitmachen. Was sich der Komponist nur gedacht hat? Schau nur, Cherub!" [...]
Das Geheimnis der Schöpfung oder Dasselbe und das gleiche
Es sang der frohe Wandersmann
zur Melodie, die jeder kennt:
"Nun schau sich einer das mal an,
was man die Mutter Erde nennt:
Ein Haus, ein Berg, ein Baum, ein Strauch
und grüne Wiesen überall.
Ein blauer Himmel, Wolken auch;
im Raum der runde Erdenball!
Was hier nicht ist, ist nirgendwo.
Die Wiederholung, die es gibt,
macht, dass man stets erneut und froh
dasselbe, nicht das gleiche liebt. [...]
Marias Kulturtasche
"Aber Jesus! - Du räumst ja meine ganze Kulturtasche aus!", rief Maria zärtlich und dennoch erschreckt, als der unbefleckt Empfangene so, als wolle er nicht nur dem Inhalt ihrer Tasche auf den Grund gehen, sondern dabei auch gleich die Abgründe ihres Herzens erforschen, ihre Kulturtasche auspackte und den Inhalt nach eingehender Begutachtung am Strand verstreute.
"Mutter", sprach er, "ich suche nach der Ursache der Kultur." [...]
Manna, Manna, Himmelsbrot
[...] "Käme der Mensch ohne Nahrung aus, brauchte er nicht zu essen und wäre somit weitaus weniger in ein kollektives Gebilde des Erhalts seiner Art, wie den Staat, eingebunden, würde dadurch einer übertriebenen Individualisierung folgen und somit zwangsläufig in der Pervertierung aller seiner verbliebenen Bedürfnisse enden [...]
Die entfesselte Wahrheit
Wer wird es wagen, Wahrheit, dich,
die du an Stoff gefesselt, zu befreien
und zu behaupten, fertig und vollendet
sei nun die Körperform und an der Reihe,
den Geist, den schwachen und zurückgebliebenen,
verkümmerten, an neuen Tropf zu legen,
damit ihm aufgeht, was so fest verschlossen,
und Einsicht ihm gewährt wird durch Erfahrung? [...]
Mit Vollkampf und Rückenwind ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Es ruft uns die Freiheit, wo immer wir gehen und stehen, sitzen und liegen, fahren und fliegen, schwimmen und gleiten, rutschen und fallen.
Freiheit, so sagt man, sei jene Kraft, die Ketten der Disziplin freudig zu tragen.
So wird sie erzwungen, die Freiheit, die aus der Ordnung erwächst. [...]
Der Nachtindianer
"Wir haben noch ganz andere Möglichkeiten, unseren Willen durchzusetzen", sagte der Häuptlingssohn der Nachtindianer, nachdem er die Weihnachtsmänner abgestaubt hatte.
Diese schimpften und fluchten zwar, als sie enteignet waren, und verloren die Köpfe, aber der Nachtindianer sprach zu ihnen:
"Freunde, der Eigentumsbegriff muss völlig neu definiert werden. [...]
Der Durchbruch oder Die fünfte Dimension
Es ward der Punkt, die Fläche, dann der Raum. Als der sich in Bewegung setzte, entstand die Zeit, die physische, die, die wir alle kennen, die unerbittliche, mit der man strafen kann und morden, nach der man misst und sich bezahlen lässt:
Zeitbomben-Zeit, Glücksmessungsbarometer; denn Zeit ist Geld und Jugend, Alter, und mit der Zeit wächst sogar Gras darüber. [...]
Begegnung
Es gibt Begegnungen, die unerwartet, aus heiterem Himmel, aber doch geschehen, obwohl der Ort, die Zeit nicht zueinander passen, und die doch, sieht man näher hin, kausale Folge, Notwendigkeit gar in sich bergen. Und hätte man nur weit genug und bis ans Ende hin gedacht, sie wären sicherlich voraussehbar gewesen. - [...]
Das Schäferstündchen in der Lüneburger Heide
Ich kam ans Ende dieser Galaxie, auf meiner Suche nach dem höchsten Punkte, der Einsicht heißt und Wissen von den Dingen, ihrem Zweck und Nutzen, Plan und Ziel, und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen: Da war die Lüneburger Heide! Wie man sie kennt von Bildern oder Reisen. [...]
Das verlorene Maß
Mit frommem Blick auf hoher Kanzel Phrasen donnernd, damit's Kollektenkörbchen voller wird als letzten Sonntag, dabei ein schielend Auge auf die süße Maid gerichtet, die in der ersten Bank im leichten, straffen Kleide in Andacht glüht, verzückt der Lüge lauschend, stand er, der Herr Kaplan.
Da ward ihm schwarz vor Augen. Er hatte wohl zu tief die Luft gesogen. Vielleicht war's auch der Weihrauch, der ihn schwindeln ließ. Er sank zu Boden, und es wurde Nacht. [...]
Der Fuchs
Es starb der Fuchs nicht, wie ihr glauben mögt, aus lauter Jux und Dollerei, so wie man auch das Denken nicht aufgibt nur zum Spaße.
Es war im geistigen Revier gerissen all das Kränkliche und Schwache. Der Zweifel starb durch der Erfahrung Kraft. Durch die Synthese wurde nun ersetzt der große Spalter, der alles teilte, bis es nicht mehr ging. [...]
Der Ameisenhaufen
Ihr werdet es nicht glauben, doch geschah es!
Es träumte mir, ich wäre just gestorben.
Ich hatte ganz zufrieden in der Menschenwelt gelebt, erfahren, was das Leben bieten kann. Da kam ein Riesenvogel, der mich fraß. Er packte mich, dem Wurme gleich, mit seinem großen Schnabel, und abwärts ging es lebend durch den dunklen Schlund. Ich strampelte und schrie, umsonst. [...]
Helios' Herabkunft
Der große Helios ist unterwegs zur Erde!
Der unsichtbare Sonnengott schießt im Ferrari und mit Lichtgeschwindigkeit auf den Planeten zu, um dort zu landen!
Es ist schon zwanzigtausend Jahre her, dass er persönlich sich hinabbemühte.
Er lenkt normalerweise die Geschicke dieser Welt allein durch seinen Glanz, durch Eruptionen, durch Finsternisse und durch Sonnenflecken.
Doch irgendeine Störung ward im Weltgetriebe! [...]
Verhungert halb, schmeckt trockenes Brot wie Kuchen
Der Geist, verdorrt zur Theorie, lechzt nach dem Blute der Erfahrung, nach dem wahren Leben!
Was nützt das größte Wissen ohne Macht und was die Macht, die ohne Wissen lebt?
Ermüdend wirkt die ewige Wiederholung der Natur, das viele Kommen und das viele Gehen. [...]
Die zweite Hälfte des Käses
Des Tanzes müde durch die sieben Himmel
der Willkür und beliebiger Phantasmen
ließ sich die Kunst auf ihrem oft zerbrochenen,
doch immer wieder reparierten Stuhle nieder,
der auf dem Käsebrett des Ausdrucks stand,
dem einzig festen Boden, den sie hatte,
denn eine Pause war vonnöten, unbedingt! [...]
Das Tier im Menschen
Und auf der tiefsten Stufe fand ich höchstes Glück; für fünf Sekunden zwar nur, aber immerhin. Im Angesicht des Leides dieser Welt und der Zerteiltheit aller Dinge hier ist dieser kurze Rausch des Einsseins nicht zu unterschätzen und wird als Triebkraft allen Daseins anerkannt. [...]
Die Bombe und der Geist oder Jeder ist seines eigenen Geistes Schmied
Die Kraft des Geistes, wenn sie losgelassen, ist größer, als das Denkbild fassen kann.
Gelingt dem Menschen, wie er ist, sie zu entfesseln, durch Spaltung letzter Grundbausteine, fehlt ihm doch (und wird ihm immer fehlen) die Hand des weisen Wagenlenkers mit dem klaren Blick, der sein Gefährt mit Kraft vorantreibt auf der hellen Straße, die doppelspurig in die Weite führt. [...]
Die Engel auf der schiefen Bahn oder Der verschwundene Schatten
1. Engel: "Siehst du? Nur der 'Liebe Gott' kann die Schatten verschwinden lassen! Mit seinen Laserstrahlaugen sägt er sie einfach aus der Materie heraus!"
2. Engel: "Stimmt! Aber achte darauf, dass dir der goldene Reichsapfel, den er uns zugeworfen hat, nicht in das entstehende Loch fällt, sonst ist nicht nur der Schatten verschwunden, sondern auch die Macht, ihn wieder herbeizuschaffen." [...]
Das geistige Neuland
In Geistes Neuland bauten sie die Straße.
Dort, wo noch keines Menschen Fuß je hingeraten,
ward durch Unbeugsamkeit und reinen Willen
der Weg getrieben in das Unbekannte.
Das Land war leer und öde und der Boden steinig.
Ins Nichts ging's täglich tiefer ein paar Meter.
Da war kein Sinn und nicht Notwendigkeit.
Es winkten keine Preise, keine Ziele. [...]
Der Kampf ums täglich Brot ist antiquiert oder
Die drei Formen der Nahrung
Es sprach der Geist zu mir beim Abendbrot:
"Der Kampf ums täglich Brot ist antiquiert.
Man brauchte, wenn man wollte, nichts mehr essen.
Es langte, aus der Luft die Kraft zu schöpfen,
sofern man eins sich fühlte mit dem ganzen All.
Gäb’ Luft nicht her, was man zum Leben braucht,
berührte starke Tiere man und dicke Bäume
und bäte sie um etwas Lebenskraft,
damit man ihre Formen nicht zugunsten eigener Form
zerstören müsste, nur um selbst zu leben. [...]
Im Auge des geistigen Sturmes
[...] In einer tiefen Nacht, ich glaub der längsten,
war ich im Sessel sitzend eingeschlafen,
mit offenen Augen, doch sie waren geschlossen,
das heißt, obwohl ich schlief, war wach der Geist
und blickte in das innere öde Land.
Zu dem Erstaunen war es nicht wie sonst ganz dunkel.
Ein Streifen Licht lag auf dem Horizonte,
als wenn sogleich ein neuer Tag begänne. [...]
Zweier Engel Tischgespräch oder Die Grenze der Heiligkeit
Auf dem Zenit, zur Mittagszeit,
ist Engelsspeisung, benedeit!
In einer Pause vom Gesang
erwartet man die Speis, den Trank:
Ambrosia zu Himmelsbrot
steht heut' im Speiseangebot.
Doch statt der Nahrung, wie man dachte,
senkt sich ein Bier herab, ganz sachte.
Ihm folgt ein großer Fleischwurstkringel. [...]
Das Henkersfrühstück
In tiefste Nacht versunken und in Schweigen,
von Unvermögen heimgesucht und Sinnentleerung,
als letzter aufgeführt der Menschenart,
als erster stehend auf der Abschussliste,
aus gutem Grund den Trost der Geistlichkeit verweigernd,
erwartet er mit kühlem Kopf den nächsten Morgen,
an dem noch vor des großen Lichts Erscheinen,
das Haupt vom Rumpf das schräge Messer trennt,
weil er gemordet hat - , das eigene Leben! [...]
Die Macht des Geistes
[...] "Des Geistes Spiegel kann das Nichts man nennen.
Wer vor ihm angelangt mit wachen Augen
es wagt, den Blick tief in ihn einzusenken
mit jenem Ziel, auf seinen Grund zu kommen,
der wird entdecken, dass es den nicht gibt!
Es dehnt das schwarze Leer sich unermesslich
und uferlos nach allen Seiten aus. [...]
Im Bilde sein
Begnadet, wer da lebt in inneren Welten!
Gar manchem wird des Geistes Bild versagt.
Ein schwarzer Vorhang hängt vorm dritten Auge,
der Stirn entbietet sich die Wand aus Stein.
So wird nach außen ganz der Blick gezwungen,
in jene Welt der Fakten, Messbarkeiten,
die hier für jeden gilt, ob arm, ob reich,
ob hoch gebildet oder stumpf und dumm.
Ich sage euch, ich bin hier nicht zu Hause.
Mein Reich ist nicht von dieser trüben Welt! [...]
Der Präsentierteller
Des Einsseins Freude fehlt dem Abgetrennten.
Zerteilung zeugt den Mangel, dieser Gier.
Es sehnt das Fleisch sich stets nur nach sich selber.
Die Schwäche sucht die Kraft und umgekehrt,
und Schuld heischt nach der Unschuld Reinheit immer.
Die schauert selig vor des Abgrunds Rachen,
weiß sie sich unbesudelt noch im Blute. [...]
Des Geistes bunter Hund
"He! Geist! Ich will bestimmt nicht klagen,
doch muss ich dir mal eines sagen:
Erst schrubbst du mich so blank und rein
(und das ist wirklich hundsgemein),
dass man vor weißem Hintergrund
mich nicht erkennt als einen Hund,
der förmlich seine Form verliert
und wie ein Geist das Dasein ziert,
geschrubbt bis dass er unsichtbar,
obwohl ein richt'ger Hund er war! [...]
Das Nichts und der Batman
In jene Kälte eisigen Verstehens,
in der das Blut gerinnt, die Skrupel fallen,
weil man begreift, wohin das Leben führt,
und wo bewussten Vorgriffs Macht anheim uns stellt,
den Tod sich selbst, gar anderen zu bringen,
in jene Kälte also und ins eisige Schweigen
des nackten Seins und der Alleinsamkeit,
kam unerwartet und aus heiterem Himmel
der allen wohlbekannte Batman angeflogen! [...]
Die Tiefe des Ausdrucks ist ohne Grenzen
Wenn du erwartest, Schreckliches zu sehen und voller Furcht den Schritt setzt in den Nebel, der undurchdringlich und als Wand sich aufbaut, unverhofft und plötzlich, die Angst dir an die Gurgel greift mit kalter Hand, das Haar sich sträubt, der Atem stockt, [...]
Die gnostische oder psychische Liebe
In einem Traum erschien mir der Erlöser
und sagte zu mir, auf das Herz hinweisend:
"Mein Freundchen, höre, was ich dir jetzt sage!
Es geht uns alle an und trifft den Kern:
So einfach ist die Sache nicht mit jenem Ding,
das man die Liebe nennt. - Es gibt sie nicht auf Erden! [...]
Die Kunst, die alte Sau, und der weiße Hase
Der weiße Hase hat die Kunst, die alte Sau, endlich aufs Kreuz gelegt, mit Liebe gekettet und ihr auf seiner Kopulationsvorrichtung mal richtig gezeigt, was ein weißer Hase ist.
Da hat sie gegrunzt und gestöhnt und gerufen: "Liebster mein! Nur durch dich finde ich Erfüllung! Du musst ein Supra-Avantgardist sein!" [...]
Die Gi(e)raffen und die Musik des Geistes
Die Gi(e)raffen der Welt kommen zusammengelaufen und machen noch längere Hälse, als sie ohnehin schon haben, weil sie auch einmal sehen wollen, wie es auf der Ebene der SUPRA-AVANTGARDE aussieht, wo auf blanken Leinwänden eine so mitreißende Musik gemacht wird, dass einem Hören und Sehen vergeht [...]
Der Geistesblitz oder Voraussetzung zur Erlangung der Fähigkeit des Teletransports
Dort, wo einst die Götter wohnten,
fliegen Menschen durch die Lüfte.
Dort, wo man den Geist gepriesen,
sammeln sich Touristenscharen.
Dort, wo hohes Streben weste,
leben jetzt die grauen Ratten,
und es sind der Popen viele,
die sich hier gesund ernähren
in des Domes schwarzen Schatten. [...]
Der Gravitationsschock
In einem Lande festgefügter Werte
- es kann das deutsche Land gewesen sein -
geschah es eines Tages, dass die Häuser,
doch nur die unbezahlten, plötzlich alle schwebten.
Wenn die geringste Hypothek noch nicht beglichen,
verlor das Material, aus dem sie waren,
samt den Bewohnern das Gewicht, die Schwere. [...]
Die Sternstunde
Mit kühnem Geist und einer Braut im Arm
geriet im Laufe der Entwicklung ich an jenen Ort,
wo kosmischer Gesetze feste Formen
(frag keiner mich von wem, ich kann's nicht sagen)
in Unverrückbarkeit gegründet waren,
und zwar so tief, so absolut, so fest und starr,
dass dran zu rütteln völlig sinnlos war. [...]
Der Meister und sein Werk
[...] Sprach das Werk zu seinem Meister:
"Hast du mich bewusst erschaffen?
Oder soll ich etwas dreister
fragen: Lausten dich die Affen
als du Form mir gabst und Seele,
dass ich mich jetzt hier aus Stein,
dazu noch als Hund mich quäle
statt so schön wie du zu sein -
ebenbürtig deiner Macht,
selber mich entwickeln kann,
und das Herz im Leibe lacht,
weil ich so wie du bin dann?" [...]
Die alte Sau, der große Keiler
Er ist ein Schwein! Er hat die Welt gespalten!
In Gut und Böse, lebend oder tot.
Er schuf die Zeit, das Gestern und das Morgen,
im flücht‘gen Heut des Daseins schwankend Grund.
Er schuf den Lärm des Lebens in der Totenstille,
das Übermaß in sinnentleerter Form.
Er ist, bei Gott, ein Schwein, die alte Sau, der Keiler,
der alles spaltet in ein Für und Wider. [...]
Brot und Kuchen
[...] Ein armer Hund, der Mensch, vom Geist durchdrungen,
der, Grenzen brechend, diesen Wicht erfasst
und ihn emporhebt in die eigenen Sphären,
bevor Natur in ihm ein Instrument erschaffen,
das ihn befähigt, selbst wenn Gott ihm nahte,
Gelassenheit und Ruhe zu bewahren.
Der wird der Größte sein im Angesicht der Sonne,
der sich im Stoff als nichts Besondres sieht.
Dem wird das Brot zuteil, was Kunst verschenkt,
der hinter ihr vom süßen Kuchen weiß.
Die Vision
In einem Zustande war es gewesen,
der schwer zu beschreiben dem zeugenden Geiste,
der Seele geboten nicht häufig, nur selten.
Da sah ich im dunkelsten denkbarer Räume
das schöne, das weiße, geflügelte Pferd!
Den Pegasos sah ich auf einer Maschine,
die Winde erzeugend, sich schwenkend bewegte.
Umkreist war derselbe von suchenden Augen,
auf ihn gerichtet den sehnenden Blick. [...]
Dauer-Weihnachten im Nichts oder Auf dem Wege zur wahren Person
Aus heitrem Himmel leerer Ewigkeit,
ins unbewegte, grenzenlose Sein,
brach unerwartet und zur Weihnachtszeit
ein Bild von oben als Vision herein:
Der Torso eines Weibes, riesengroß!
Mit Brüsten fest und rund und straff und schön!
Und einer Schlange, die zu ihrem Schoß
sich ringelnd wand, war tief im Trance zu sehn! [...]
Das Göttliche Kind
Vom Fleisch umgeben
schläfet die Seele
im erwachenden Leben,
auf dass sie sich quäle,
hervor aus dem Blute,
dem magischen Saft,
reckt sich die Gute
mit all ihrer Kraft,
um größer zu werden,
als Fleisch es je kann,
so steht sie auf Erden
ihre Frau, ihren Mann,
und doch bleibt sie immer,
das weiß sie genau,
im Fleisch und noch schlimmer:
zutiefst eine Sau. [...]
Der Hauch des Geistes
[...] Durch die Nacht der Welt gezogen,
kam ein Hauch aus Geistes Sphären,
der die Dunkelheit bewogen,
hin zum Lichte sich zu kehren
welches jenseits der Erscheinung
und des Nutzens der Erkenntnis,
dabei bar ein jeder Meinung,
rückhaltlos, wie ein Geständnis
oder eine Offenbarung,
den Zusammenhang erklärte
und die Einsicht zur Erfahrung
machte und als wahr bewährte:
unvergleichlich, gut und schön,
wie die Venus anzusehn! [...]
Das Nihilpferd
Zur Erreichung der Transzendenz bedarf es mindestens eines versierten Zulieferns hohler Nüsse, das heißt, eines Zulieferers von leeren Köpfen und Geistern, welche durch das mühselig erworbene Wissen von den tatsächlichen universellen Zusammenhängen absolut denkfrei geworden sind, [...]
Es gibt immer wieder zwingende Gründe, voll in die Bremsen zu steigen
Selbst wenn wir uns exterritorialisieren könnten, gäbe es für den größten, schnellsten und machtvollsten Geist - nicht nur wegen der schöpferisch notwendigen Selbstbegrenzung - immer wieder zwingende Gründe, voll in die Bremsen zu steigen, [...]
Die Weisheit und das transzendente, wollende Wesen
Hier stehst du, Betrachter, vor der Weisheit, der ersten und letzten, die, falls du sie suchtest und nicht nur zufällig triffst, zu dir mit leuchtenden oder nichtleuchtenden Augen sagt:
“Das NICHTANDERE bestimmt das andere und nicht umgekehrt, denn es geht ihm voraus und folget ihm nach.
Das andere ist das NICHTANDERE, weil es aus ihm hervorgeht und in dasselbe wieder versinkt. [...]
Ein Glas Milch, bitte!
Die Imagination ist die Mutter der Realisation.
Die Vision jedoch ist die Tatsache selbst.
Realisation ist stets nur eine metapherhafte Auswirkung des Urbildes, d.h. der Idee von der Sache, welche in sich absolut relationslos ist und der, aufgrund dessen, nicht nur in der Auswirkung, sondern existenziell, Allmacht zukommt.
Imaginationen kann man erzeugen, Visionen sind selbsttätig.
Batman und das Nein oder
Im Anblick des sich selbst in Erscheinung setzenden Axioms der 1 fallen alle schwarz-weiß-Denker tot um
Wie eine Wand des Schweigens steht das Nein
vor, hinter, unter, über selbst dem größten Ja.
Die Logik spricht: "So muss es nun mal sein!"
Sie sagt die Wahrheit. Dazu ist sie da. [...]
Anrufung der Mona Lisa, der - Para-Maya -
Oh, Mona Lisa!
Wärest du meine Mutter,
hättest du mich hervorgebracht,
wäre aus mir nichts Vernünftiges geworden.
Die Transrationalität hätte mich heimgesucht
und sich meiner bemächtigt;
ein König der Übervernunft
wäre aus mir hervorgegangen,
ein irrationales und transzendentes Wesen
mit unvorhersehbarem, sprunghaftem Verhalten
wäre in mir herangewachsen, [...]
Der Himmel lacht noch, wenn wir alle weinen
Der Himmel lacht noch, wenn wir alle weinen. Er kennt das Maß der Freude nicht, das für uns gilt.
Er hat den Überblick noch nie verloren! Er weiß, woher wir kommen und wohin wir gehen. Und dieses Wissen stimmt ihn auf die Dauer heiter, selbst wenn er mit dem Untergange spielt und droht. [...]
Geistiger Raum
Der innere Raum unterscheidet sich vom äußeren durch nichts. Beide sind dreidimensional und lassen in sich eine vierte und weitere Dimensionen zu.
Beide sind statisch und dehnen sich in die Unendlichkeit aus.
Belegt ist der innere Raum von einer subjektiven Objektivität und der äußere umgekehrt. [...]
Unerhörtes Hundegebet
Der Hund der dritten Dimension
traf an der Grenze seiner Möglichkeiten
auf seinen Schöpfer, in Person,
den nur die frommen Hunde nicht bestreiten.
„Wau!“ rief er aus. Und danach noch einmal:
„Es gibt dich also doch!
Ich dacht’ es mir. Es wär’ auch anormal,
gäb’ es am Ende nur ein schwarzes Loch. [...]
Qualitätslosigkeit / Gespiegelter Sumo-Ringer
Ein Kunstgriff – wahrlich –
war mir just gelungen!
Die eigene Dummheit stellt’ ich
spiegelnd vor mich hin.
Damit verdoppelte sich zwar
die Kraft des Stumpfsinns,
auch ihr Restvermögen,
doch band ich beide fest
und aneinander,
unlösbar von dem eignen Spiegelbild. [...]
Kunstüberunterschreitung
Das Maß zerbrochen, das die Kunst uns gibt, zu Gunsten einer Freiheit ohne Grenzen, die aus Erkenntnis wächst ins Uferlose, Zusammenhang erschaffend, wo sonst Trennung ist; dort trat er ein ins Reich des Transzendenten, in feine Übersüße heiliger Ekstasen, die Seelen läutern bis in tiefsten Grund. [...]
Der Haken am Nichts
Hab’ einen Haken an das Nichts geschraubt
und so bewiesen, dass es wirklich ist.
Es hat Substanz, und wer mir das nicht glaubt,
der ist ein Zweifler und ein Nihilist.
Es ist das Nichts aus dunklem, homogenem Material,
aus der Substanz erscheinungslosen Seins,
und subjektiv dazu noch, allemal,
ist es – und maßlos groß und klein und in sich eins. [...]
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