Zweier Engel Tischgespräch oder Die Grenze der Heiligkeit
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div. Materialien auf Leinwand 160 x 120 cm
Zweier Engel Tischgespräch oder Die Grenze der Heiligkeit
Auf dem Zenit, zur Mittagszeit,
ist Engelsspeisung, benedeit!
In einer Pause vom Gesang
erwartet man die Speis, den Trank:
Ambrosia zu Himmelsbrot
steht heut' im Speiseangebot.
Doch statt der Nahrung, wie man dachte,
senkt sich ein Bier herab, ganz sachte.
Ihm folgt ein großer Fleischwurstkringel.
Es ruft entsetzt der erste Engel:
"Erst kommt ein Bier, dann eine Wurst!
Wer glaubt, wir hätten darauf Durst?
Verlangten gar nach Fleisch von Leichen?
Man könnte fast vor Scham erbleichen!
Ich weiß nur, dass wir diese Gaben
bestimmt nicht angefordert haben!
Wir wollen Manna, Himmelsbrot,
nicht Alkohol und Fleisch, das tot!
Wir sind doch keine Kannibalen,
die in die Gier nach Fleisch gefallen,
sich dann in Rausch und Lust vergessen
und statt zu lieben, andere fressen!
Ist das denn nun des Himmels Dank
für pausenlosen Lobgesang?
Kommt nicht gleich andere Nahrung her,
dann singen wir nachher nicht mehr!
Ja, wir verweigern, Gott zu loben,
wenn jetzt das Böse kommt von oben,
statt Gutem, wie's bisher geschah,
singt keiner mehr Halleluja!"
So sprach der Engel links im Bild,
von weißen Wolken ganz umhüllt,
und blickte fragend in die Höhe:
"Wie kommt es, dass ich Gott nicht sehe?
Sein Thron ist leer! - Er ist nicht da!
Kann einer sagen, was geschah?
Hat der Gesang ihn gar vertrieben?
Hat er's nicht gern, dass wir ihn lieben?
Wo ist er hin? - Wo kann er sein?
Fällt dir denn keine Antwort ein?
Du kannst doch auch mal etwas sagen!
Lass mich doch nicht alleine fragen.
Die Wurst dort, Freund, wo kommt die her?
Erklären kann man das nicht mehr!"
So sprach der Große zu dem Kleinen,
und der begann schon fast zu weinen.
Da ward in Himmels weiten Sphären
die Stimme Gottes laut zu hören:
"Ich bin die Wurst und auch das Bier!
Ich bin das totgeschlagene Tier!
Ich bin der Rausch und die Ekstase
und werf’ der Gier mich hin zum Fraße!
Es störet mich das Böse nicht!
Ich bin die Wahrheit und das Licht,
doch bin ich auch die schwarze Nacht.
Den Satan habe ich erdacht
und habe in den Mußestunden
so manche Bestie erfunden!
Ich bin die Krankheit, bin der Tod,
der Satte in der Hungersnot!
Ich bin des Frommen dunkler Grund
und streife als der Höllenhund
herum am Grunde seiner Seele,
die ständig ich mit Zweifeln quäle!
Ich bin, denn ich bin wunderbar,
mein eigenes Gegenteil sogar!
Ich bin die Tücke, der Verrat!
Ich bin der bösen Blumen Saat!
Ich bin das Unglück, das Verderben!
Ich hau die ganze Welt in Scherben!
Wenn es nicht geht, wie ich es will,
dann steht das Universum still!
Drum nehmt jetzt an, was man euch gibt.
Ihr seid von mir zutiefst geliebt!
Ich bin der Hunger und der Durst.
Drum trinkt das Bier und esst die Wurst,
um eure Demut so zu zeigen
und dann zur Hölle abzusteigen
und statt als Himmels fleißige Bienen,
dem Satan dort sogleich zu dienen,
denn diesem hab ich aufgetragen,
Entwicklung hin zum Geist zu jagen,
der den Zusammenhang versteht,
damit die Welt nicht untergeht!"
Dann brach die Rede plötzlich ab:
Es schwieg der Himmel wie ein Grab.
Die beiden Engel sahen sich an
und taten wie geheißen dann.
Und hinter hohler Hand versteckt
sagt nach dem ungewohnten Mahl
der Kleine: "Mir hat's gut geschmeckt.
Und auch das Bier war keine Qual."
Der Große gab dem Kleinen recht:
"Es schmeckte wirklich gar nicht schlecht.
Man könnte sich glatt dran gewöhnen
und öfter Würstchen zu sich nehmen!"
Dann hat der Kleine mit dem Großen
zusammen rülpsend aufgestoßen.
Und als zur Höllenfahrt sie gingen,
erklang ihr Hallelujasingen.
Doch eines sei hier noch verraten:
Der Satan hat sie sich gebraten.
Und die Moral von der Geschicht:
Man achte Gottes Stimme nicht!
Der eigene Wille ist gefragt!
Tut nie, was euch ein anderer sagt!!!
BĀLAVAT