Das Schäferstündchen in der Lüneburger Heide
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Das Schäferstündchen in der Lüneburger Heide
Ich kam ans Ende dieser Galaxie, auf meiner Suche nach dem höchsten Punkte, der Einsicht heißt und Wissen von den Dingen, ihrem Zweck und Nutzen, Plan und Ziel, und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen: Da war die Lüneburger Heide! Wie man sie kennt von Bildern oder Reisen.
Ich dachte oder sprach es leise vor mich hin: "Das ist der pure Hohn, ist Blasphemie! Wie kann das Ende oder gar der Anbeginn der Dinge die Lüneburger Heide sein?"
Und wie zu allem Überdrusse und der Landschaft nicht genug, saß da am Rand der Heide ein verliebtes Paar in zärtlicher Umarmung. "Ein Schäferstündchen wird gehalten", so dachte ich, und es schien wahr zu sein! Und als ich näher schlich auf leisen Sohlen, so wie mein Geist sich's angewöhnte im Laufe vieler Jahre der Suche nach der großen, letzten Wahrheit, da hörte ich sie flüstern, die Verliebten:
"Oh, Liebste mein, du ewig großes Werden! Du, die du unermüdlich schöpfst und wirkst, es scheint dein Werk dir auf der Erde zu misslingen. Es dampft und raucht und zischt auf dem Planeten erneut wie in der Prähistorie Zeit, und Ungetüme sausen wieder durch die Lüfte, über Schienen, Straßen, aus Eisen sind sie diesmal und aus Stahl. Es ist zum Fürchten, was du angerichtet! Und schau nur an, das menschliche Wesen vermehrt sich pausenlos, wie sonst nur niedrigstes Getier, bekämpft sich ständig, mordet, tötet, foltert für die Bequemlichkeit von wenigen. Anmaßend trampelt es herum auf dem Planeten, als wäre der für es allein geschaffen. Es setzt hinweg der Mensch sich übers Tier, die Pflanzen, verbohrt in seine eigene zweifelhafte Größe, kennt er nur selbst sich und erkennt sich nicht."
So sprach der Knabe, göttlich anzusehen, im reinen Sein zuhause, der Lüneburger Heide, als Schäfer, ein einzig Schaf nur hütend, die Reinheit und die Unschuld des Erkennens.
Und sie, sanft schmollend und sich in seinen Armen räkelnd, sprach: "Ich tat, was ich vermochte, Liebster, mehr ist mir nicht gegeben. Durch Einfluss aufs Gemüt des Menschen versuchte ständig ich, ihn wachzurütteln, auf dass er lernen möge, das, was ihm fremd und was ihn tausendfach bedrohte, nicht zu bekämpfen, sondern tief zu lieben. Durch Urzeit Drangsal lernte er, sich der Bedrohung zu erwehren. Wie soll er nun, da er jetzt Herr ist über Wohl und Wehe aller Wesen, so schnell begreifen, seinen Feind zu lieben, in dessen Andersartigkeit die frohe Vielfalt zu erkennen, nicht die Gefahr, die zweifelsohne dennoch da ist, mehr denn je? Nicht alle Menschen stehen auf Entwicklungs höchster Stufe."
BĀLAVAT