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Der Ameisenhaufen

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BĀLAVAT liest

Der Ameisenhaufen
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Der Ameisenhaufen

div. Materialien auf Leinwand 120 x 160 cm (unverkäuflich)

Der Ameisenhaufen

Ihr werdet es nicht glauben, doch geschah es!
Es träumte mir, ich wäre just gestorben.
Ich hatte ganz zufrieden in der Menschenwelt gelebt, erfahren, was das Leben bieten kann. Da kam ein Riesenvogel, der mich fraß. Er packte mich, dem Wurme gleich, mit seinem großen Schnabel, und abwärts ging es lebend durch den dunklen Schlund. Ich strampelte und schrie, umsonst. In dieser dunklen Röhre voller Schleim, da gab's kein Halten, runter ging es, wie in einem Sog.
Im dunklen Magen angekommen, mir war übel, fiel ich in ein Sekret, das ätzend brannte und das aus Furchen in den Wänden floss und übel roch. Wenn es die Haut berührte, fiel das Fleisch vom Knochen. Die Dämpfe dieser Säure reizten so die Atemwege, dass ich in einen Hustenkrampf verfiel -, an dem ich starb. Erstickungstod.
Zwar sah ich noch, wie meine Einzelteile, durch Wellen hin und her bewegt, zu einem weiteren Schlunde drängten (ich nehme an, zum Magenausgang, hin zum Darme), doch dann verlosch das Bild, Wahrnehmungsende kam, der Tod.
Als ich erwachte, stand ich auf einem großen Berge, im Anzug eines Bräutigams, die Braut im Arm -, ein wunderschönes Weib! Jungfräulich ganz gewiss. Ich sah's an ihren Augen! So schön, so rein, so klar und ohne Lüge, dass ich mich maßlos zu ihr hingezogen fühlte. Um uns herum, da tummelten sich Künstler, Fotografen, Köche und manche edlen Damen, Herren und auch Journalisten.
Man fragte mich nach meinen Zukunftsplänen und ob ich denn den Reichtum, den der 'große Zwerg' mir bringe, auch allen nützlich zu verwenden wüsste.
Ich bejahte.
Die Zukunft ließ ich offen, wie ich's immer tat, da ohne Wunsch zu leben Freiheit schenkt und auch die Tiefe der Sekunden offenbart.
Und nun hört her! Was mir geschah!
Nachdem ich alle Fragen, einer Prüfung gleich, pariert, da hob den Blick es mir nach oben. Ich sah den Berg nicht mehr, auf dem ich stand, und fühlte nur den zarten Arm der schönen, schönen Braut an meiner Seite.
Da sah am Himmel ich und als Person den Geist, von manchen Gott genannt, von anderen bestritten, angezweifelt, gar bekämpft, gemieden.
Ich aber sah ihn, einem König gleich, auf einem weißen Pferde edelen Geblütes.
Er war mit einer kriegerischen Uniform bekleidet, trug Epauletten und geschleppten Degen. Er hielt den Dreispitz grüßend in der Hand, und gnädig lächelnd blickte er hin zu der Gesellschaft auf der Bergesspitze.
Wir beugten unsere Köpfe und ich die Knie vor der Erscheinung dort am blauen Himmel, die Braut an meiner Seite knickste fein.
Da sprach der hohe Herr vom hohen Rosse:
"Du bist der Prinz der Welt, und sie sei dein! Und Macht zu herrschen ist dir nun verliehen. Das Universum freut sich deiner Taten!"
Ich erwachte. Die Sonne schien. Ein neuer Tag begann.

BĀLAVAT

 
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