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Mit Vollkampf und Rückenwind ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten

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BĀLAVAT liest

Mit Vollkampf und Rückenwind ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
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Mit Vollkampf und Rückenwind ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten

div. Materialien auf Leinwand 120 x 160 cm

Mit Vollkampf und Rückenwind ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Es ruft uns die Freiheit, wo immer wir gehen und stehen, sitzen und liegen, fahren und fliegen, schwimmen und gleiten, rutschen und fallen.
Freiheit, so sagt man, sei jene Kraft, die Ketten der Disziplin freudig zu tragen.
So wird sie erzwungen, die Freiheit, die aus der Ordnung erwächst.
Ihr Zerrbild, das Chaos, die Passivität und die Willkür, die Gleichgültigkeit und die Sinnentleerung des Denkens und Handelns, ist zwar vonnöten, das Feld der unbegrenzten Möglichkeiten abzustecken, es gar zu erweitern oder das Unmögliche möglich zu machen, auch um die Grenzen zu dehnen durch die Absurdität und gar sie zu sprengen durch stoische Duldsamkeit, jedoch die Höhe und Tiefe bringen sie nicht, verfolgt man sie konsequent; da hilft nur der bohrende, unbeugsame Wille, der Freiheitsverenger, die Disziplin und Beschneidung.
Auch das stimmt: Beide, das Laffe wie auch die Konzentration, führen zuletzt in den Wahn, in den Irrsinn, in die Auflösung führen sie und in den Tod.

Alles geregelt? - Dann kannst du sterben.
Nichts geordnet? - Dann bist du tot.
Erst wenn gefunden das Woher und Wohin, erwächst die Blume der Freiheit als logische Folge und Selbstverständlichkeit, unvermeidbar entsteht sie, die Göttliche, als Nebenergebnis, nicht angestrebt, gewollt oder konstruiert.
Konzentration? Sie bringt keine Freiheit!
Entspannung? Wie frei ist ein Blatt im Wind?
Sage ja, und das Echo sagt nein. Welch eine Freiheit!
Sage nein, und das Echo sagt ja. Kausale Folge ist Ordnung, nicht Willkür.
Schweige, dann schweigt auch die Freiheit.
Entscheidung ist Zwang. Freiheit ist Zwang, Zwang ist die Freiheit, fröhlich in Ketten zu gehen.
Ordnung ist Freiheit, Freiheit ist Ordnung, bis in die untersten Formationen, also Zwang. Partiell ist die Freiheit.
Ein Widerspruch in sich selbst ist sie, eine Fiktion, eine Sehnsucht vielleicht. Mit ihr werden die Massen geködert.
Als Phrase sitzt die Freiheit auf dem Thron des Ideals, dem darf man folgen - so frei ist die Freiheit - , weil es niemals erreicht ward, das hohe Ideal.
Im Grunde gibt es sie nicht. Es gibt nur den Zwang, mehr oder weniger stark ausgeübt. Übertrieben führt er in die Freiheit des Nonkonformismus, der aber führt in die Entrückung, den Tod und das Jenseits, von denen keiner weiß, wie frei oder unfrei es zugeht in ihnen.
Entscheidungsfreiheit ist keine Freiheit!
Wer kennt die Werte der Tugend? Fleiß, Mut, Ausdauer, Treue, um nur einige Tugenden hier zu benennen, ohne ihre denkbaren Gegenteile, die Faulheit, die Feigheit ins Feld noch zu führen. Fleißig sind schon viele gewesen, ohne frei zu sein, allein deshalb schon, weil sie nicht faul sein konnten, weil sie eben fleißig waren. Und wo hat der Fleiß sie hingeführt? Sahen wir's nicht?
Wir haben fleißig gemordet, Juden vergast, dabei fleißig um den Endsieg gebetet, fleißig Hühnerfarmen gebaut, fleißig geliebt, gezeugt und zerstört. Das ist die eine Seite der Tugend, zu der oder gegen die wir uns frei entscheiden können.
Wir können auch fleißig die Wälder zerstören und rüsten und das Ozonloch vergrößern, uns fleißig auf Kosten des Ganzen bereichern. So wäre ohne Ende weiterzuführen und aufzuzählen der mögliche 'Nutzen' der Tugend.
Gut, mag man sagen, verstanden: Freiheit, es gibt sie nicht und wenn, nur partiell, dann aber ist es keine, oder sie wird nur als solche bezeichnet, die Ordnung als Freiheit.
Zum Beispiel die Ordnung des Staates: mühsam im Streit der Parteien konstruiert, durch wechselnde Gesetze eingegrenzt, zwanghaft durchgesetzt und auf das Volk übertragen, das fröhlich sich frei nennt und wähnt.
Zum Beispiel die Ordnung des biologischen Systems: Freiwillig werden wir alt, krank und sterben. Freiwillig atmen wir, nehmen wir Nahrung zu uns, und freiwillig gehen wir aufs Klo.
Freiwillig schlafen wir ein. Freiwillig wachen wir auf. Freiwillig kopulieren wir. Freiwillig kriegen wir Kinder. Freiwillig wurden wir getauft. Freiwillig gehen wir zur Schule, und freiwillig erlernen wir einen Beruf.
Ordnung muss sein, um Freiheit zu schaffen, die nie eintritt, da keine endgültige Ordnung da ist, und wenn, sind wir in ihr, gleichgeschaltet und unfrei.

Ein Circulus vitiosus, das ist die Freiheit, für die schon viele gestorben sind.
Dichter haben sie besungen, Idealisten an sie geglaubt: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, so sang man und singt man noch heute mit biederer Miene, gut, wie man frei ist zu sein, in der Freiheit des Geldes und der ihr innewohnenden Macht, die aus der Ordnung erschaffen, der konstruierten, die deshalb und unglücklicherweise leider so mühsam aufrechtzuerhalten ist und deren Verteidigung diktatorische Blüten treibt, in deren späteren Früchten das Gewicht des Zusammenbruchs dieser Ordnung lebt und heranwächst und auf seine Stunde der Reife wartet, die neue Freiheit zu bringen, wenn's gut geht durch eine umfassendere, größere Ordnung als die gehabte.
Was Freiheit, wirkliche Freiheit ermöglicht, kann nur auf der Basis des Einsseins geschehen, auf der Basis der Gnade, der Liebe, der Identifikation des Höheren mit dem Niederen, nicht durch die Gleichschaltung oder durch das Gesetz oder die religiöse Doktrin. Wo aber ist die Liebe bei unseren jetzigen Herren? Hat sie einer gesehen? Sie sitzt in der Hose, dem Höschen, zwischen den Beinen, wenn's hoch kommt noch auf die eigene, physisch-vitale Reproduktion übertragen: "Unseren Kindern, den Strohhalmen im Meer der Motivlosigkeit, soll es noch besser gehen!"
Wie sagte der alte Hölderlin? "Erbarmen und Gerechtigkeit verschmähen dies Volk (die Art). Sprich nicht, sieh hin und geh vorüber."
Freiheit, Freundinnen und Freunde, fängt bei der Altersversorgung der Regenwürmer an und dort, wo man sagt:
Unsere Wälder sollen es in Zukunft noch besser haben, und die Schweinepest ist nur eine Vorausschau dessen, was den Menschen erwartet. Freiheit tut weh, meine Lieben! Freiheit ist Last und Mühsal, Willen und Konzentration, nicht Entspannung und schon gar nicht anthropomorph! Und froh macht sie auch nicht, nur Mühe und Arbeit, oberhalb der Ethik und der Moral.
Unterhalb der eben schamhaft Erwähnten mag gelten, wie es aussieht, die Freiheit des Dschungels: Wer sie sich packt und die Kraft hat, sie durch Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, dem sei sie Vergnügen, wie eine Hure gekauft, doch Liebste wird sie ihm niemals sein!

BĀLAVAT

 
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