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Philosophieren im Reich des Banalen

Armin Hauer

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

BĀLAVATs Arbeiten bewegen sich stilistisch zwischen Surrealismus und einer dadaistisch getränkten Pop Art. Er verwendet neben wertvollen Materialien auch Nippes, Kitschmalereien sowie sonstige Fundstücke von Trödelmärkten und baut in seine, mit strahlenden Farben grundierten Tableaus, Spielzeugautos, Helden aus der Comic- und Fernsehwelt ein.

Doch dabei belässt es der selbsternannte SUPRA-AVANTGARDIST nicht. Er versteht sich auch nicht als reiner Künstler, der sich nur als ästhetisch fixierter Spezialist auf das Bildermachen beschränkt; deshalb bezeichnet er auch seine Arbeiten als Nichtkunst. Vielmehr sieht er sich als „pragmatischen Philosophen“. „... der seit mehr als 25 Jahren einen außergewöhnlichen geisteswissenschaftlichen Selbstversuch der Apersonalisierung des Denkens..“. (B.) nachgeht. Dabei sind ihm die Bilder Hilfsmittel zur Erzeugung bzw. Dokumentation seiner geistigen Erfahrung. So gibt es zu fast jedem Bild und Objekt Texte, die mittels einer metaphorischen Bildersprache dem Betrachter die Bedeutung des Sichtbaren erklären. Ihm wird mit den Augen sogleich der Geist für die Idee – „Die Idee ist substanziell“  – geöffnet.

Denn das, was man sieht, ist nicht das, was es ist und was es bedeutet. Jede materialisierte Form wird von BĀLAVAT als Metapher und Hieroglyphe für übergeordnete und sich selbst verwirklichende Ideen anerkannt. So enttarnt er die konkreten Erscheinungsbilder und das individuelle Vorhandensein in unserer materialistisch geprägten Welt und macht sie als multipersonelle Existenz von REAL-IDEEN kenntlich. Hinter allem steckt sie, die „REAL-IDEE, “... die aus jeder neuen Totalidentifikation heraus ihren Stellenwert und Standort im Ganzen offenbart.“ (B.)

BĀLAVAT - der Name kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie ein Kind, also unschuldig sein wie ein Kind - sieht das Materielle als Metapher für eine Uridee. Deswegen müssen die Bilder auch als zu Dechiffrierende regelrecht gelesen werden, um an ihre Sinnschichten heranzukommen. Da ist eine Überforderung des Betrachters fast vorprogrammiert. Denn der sieht nur die unreal anmutenden, manchmal grotesk wirkenden Figurenkonstellationen. Er deutet die Sichtbarkeit der Dinge nicht mehr als eine mögliche Metapher für etwas geistig Höheres.


Um aber diese vormoderne Welterfahrung, in der alles Sichtbare nur ein Gleichnis ist, wieder zu erkennen, ist das Lesen von BĀLAVATs umfangreichen Abhandlungen über Mathematik, Philosophie und Kunst äußerst aufschluss- und hilfreich.

Armin Hauer

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

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