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Der Gravitationsschock

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Der Gravitationsschock

BĀLAVAT liest

Der Gravitationsschock
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Der Gravitationsschock

div. Materialien auf Leinwand 120 x 160 cm

Der Gravitationsschock

In einem Lande festgefügter Werte
- es kann das deutsche Land gewesen sein -
geschah es eines Tages, dass die Häuser,
doch nur die unbezahlten, plötzlich alle schwebten.
Wenn die geringste Hypothek noch nicht beglichen,
verlor das Material, aus dem sie waren,
samt den Bewohnern das Gewicht, die Schwere.
Die Häuser hoben sich aus ihren Fundamenten
in Dämmschichthöhe, dieser schwarzen Pappe,
auf der sie standen, dass die Erdenfeuchte
nicht in die Mauern dringen konnte, drang.
Wieso die Häuser levitierten, konnte keiner sagen,
doch gab es Stimmen, die den Grund benannten,
wie's immer welche gibt, die alles wissen,
und wenn nicht wissen, so denn doch erklären,
dass am Besonderen nichts Besonderes sei.
Die beste der Begründungen war sehr plausibel,
wenn man der letzten wissenschaftlichen Erkenntnis,
dass die Materie aus Raum bestand in großer Dichte,
gedanklich folgte, hypothetisch nur.

Es war, bevor die Katastrophe noch begann,
nah am Planeten Erde, dicht vorbei an diesem,
ein Riesenbrocken durch das All geflogen.
Man nannte ihn nach den Entdeckern Hale und Bopp
und kannte keinen größeren Kometen.
Der hatte, wurde nun behauptet von den Klugen,
das Kraftfeld des Planeten so gestört,
dass alles, was nicht festbegründet durch Bezahlung,
Anleihe in der Zukunft nahm, die unbekannt,
durch einen Schock enthoben ward der losen Bindung,
und dazu zählte auch des Menschen Denken.
Zwar war plausibel, was man sagte, und sehr nahe
an die Wahrscheinlichkeit gebracht, die Logik grenzend,
doch für den Umgang, das pragmatische Verhalten
langt selbst die schönste der Erklärungen nicht.
Dem wirklich Neuen steht des Menschen Geist
erst fassungslos, dann hilflos gegenüber.
Es ist Begrenztes nicht zu Hause in der Weite,
die das Unmögliche noch möglich macht und kann.
Es braucht das Maß, um sich nicht zu verlieren,
die Überschaubarkeit des Schrebergartens
und fürchtet jeden Grenzbaum, der zerbricht.

Hier war's der Fall. Hier fand der Mensch sein Ende.
Es brach die Ordnung dieser Welt zusammen.
Es stürzten alle staatlichen Systeme.
Der feste Wohnsitz ward bedeutungslos.
Der Eigentumsbegriff geriet ins Wanken.
Die Währung kollabierte, Ethik starb.
Der Strom fiel aus. Die Post kam nicht mehr an.
Zuoberst ward gekehrt, was sonst am Boden.
Die nichts besaßen, wurden doppelt leicht.
Geklebt an den Besitz warn all die Reichen,
doch dieser war nun Last im schweren Leben.
Die Freiheit winkte von den Zukunftshügeln,
jedoch nur jenen, die 'erleichtert' lebten.
Es half nicht Polizei, noch Militär,
den alten Zustand wieder herzustellen.
Des Notstands klug ersonnene Gesetze
warn wirkungslos und lächerlich dazu.
Nicht habhaft werden konnten all die Banken
den flücht'gen Schuldnern hoch im Himmelsblau.
Zuletzt hob sich der Staat sogar durch die Verschuldung
auf eine Ebene, die ihm unbekannt!
Es war das Christentum samt Kommunismus überschritten.
Und auch des Stoffes Diktatur fand jähes Ende.
Nichts blieb, wie's war. Es wurde höher, größer
und tiefer ward das Fühlen aller Wesen,
die leicht wie Federn und vom Wind getragen,
der Notdurft ledig in den Lüften westen.
Der Sonne Strahlen wärmte die, die flogen.
Der Regen Wässer löschten ihren Durst.
Die Luft und Liebe ward zum täglich Brote,
des Körpers Tod ein müdes Lächeln wert.
Das war ein Lachen, Scherzen, Kichern, Schäkern,
und von der Freiheit Freude ward die Welt durchtränkt,
ein Spielfeld hier das Leben, für die Seele.

BĀLAVAT

 
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