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Die Vision

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BĀLAVAT liest

Die Vision
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Die Vision

div. Materialien auf Leinwand, kinetisch, elektrifiziert 160 x 120 cm; Eigentum Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst BLMK

Die Vision

In einem Zustande war es gewesen,
der schwer zu beschreiben dem zeugenden Geiste,
der Seele geboten nicht häufig, nur selten.
Da sah ich im dunkelsten denkbarer Räume
das schöne, das weiße, geflügelte Pferd!
Den Pegasos sah ich auf einer Maschine,
die Winde erzeugend, sich schwenkend bewegte.
Umkreist war derselbe von suchenden Augen,
auf ihn gerichtet den sehnenden Blick.
Im Geisthauch sich drehend seit ewigen Zeiten,
erblickten sie nichts, doch waren nicht blind,
die Augen der Wachen, der denkenden Wesen,
die lichtlose Leere ihr höchster Befund.

“Ach!“ rief ich laut, und ohne zu wollen
entfuhr dieses Wort der drängenden Brust:
“Käme zu Ende das endlose Schweigen,
das ewige Murmeln mechanischen Alls!
Ach, hellte sich auf die nächtliche Leere,
der kalten Verneinung finsteres Dunkel!
Trüge doch einer die tief mir gefror‘ne,
die reine, die holde, die zarte, die kalte,
dem Leben entsagte, die tote Natur -,
zum Lichte, zum warmen,
zur hellsten der Freuden,
zum Leben, das währte,
und weit fort vom Tod!“

Und siehe, es fanden die kreisenden Augen
des suchenden Geistes den heiligen Ort,
wo Unrast beendet, allein durch sich selber,
ermüdet vom Denken, sich Wissen gebiert,
das aufhört zu suchen, weil es gefunden
die unendlich lange und heilige Kuh.
Dem Nichts ward ein Etwas!
Die Nacht kam zu Tage!
Es trugen die Herren die eiskalten Bräute
zum gleißenden Lichte hinter der Schwärze,
um sie zu tauen, in heißer Berührung
der höchsten Erkenntnis:
In der Vision!

BĀLAVAT

 
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